Leseempfehlung der Gemeindebücherei Kerzenheim von Heike Rogozinski

Der Ruf des Eisvogels von Anne Prettin

Vom Wagnis eines freien Lebens

21 Gramm, so viel wiegt eine Seele, weiß Olga. Ungefähr so viel wie der Eisvogel, in dem die Seele ihrer Mutter fortlebt, ewig und drei Tage. Das zumindest behauptet ihr Großvater, obwohl er Arzt ist und doch eigentlich an Wissenschaft glaubt. Er ist es auch, der Olga die Wunder der Natur erklärt und in ihr die Liebe zur Medizin weckt. Denn der kühle, distanzierte Vater hat kein Verständnis dafür, dass Olga die Welt mit eigenen Augen sieht. Dann bricht der zweite Weltkrieg in die Idylle der Uckermark ein. Die Achtzehnjährige muss fliehen, und nichts ist mehr, wie es war. Erst fünfzig Jahre später kehrt sie mit Tochter und Enkelin zurück.

Einfühlsam und berührend erzählt Anne Prettin von Schuld und Verlust, von Freundschaft und von vielen Formen der Mutterliebe.

Heute möchte ich Ihnen ein ganz besonderes Buch ans Herz legen. Dieser wunderschöne Roman von Anne Prettin hat mich von der ersten Seite an fasziniert und ist ohne Zweifel eine der einzigartigsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Sie erzählt über das bewegte Leben einer Frau, die ihren Weg geht und ihrer Bestimmung als Ärztin folgt, auch wenn das nicht den „normalen“ gesellschaftlichen Konventionen entspricht.

„Der Ruf des Eisvogels“ ist die berührende Geschichte einer starken, kämpferischen und klugen Frau mit einem riesengroßen Herzen ohne jemals ins Sentimentale abzugleiten. Ganz authentisch wird ein Stück deutsche Zeitgeschichte und die damaligen Lebensumstände während des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsjahre in diesen Roman eingebunden.

Es ist einfach ein Genuss diese bildhafte und detaillierte Sprache dieser tollen Autorin zu lesen. Der Vorgänger dieses Romans „Die vier Jahreszeiten“ fand ich auch schon sehr gut.

Aber „Der Eisvogel“ übertrifft ihn um ein Vielfaches und wird mich dadurch noch sehr lange in meinen Gedanken begleiten.

Fazit: Für mich das Highlight des Jahres!!!!